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Begonnen hatte alles im Frühjahr 1999. Ich wollte einen Film machen über eine deutsch-amerikanische Bluesband, die nach Russland kommt und den Abenteuern der russischen Provinz ausgesetzt wird. Ich hatte dazu keine Filmförderung, aber die Idee, dass man auch ohne großes Geld einen Film machen kann, wenn man viele kreative Leute um sich versammelt und sie für ein gemeinsames Projekt begeistert.
Das Budget war dann so gering, dass es nur bis Moskau reichte. Kurz vor den Dreharbeiten brach der Kosovokrieg aus. Die amerikanische Botschaft wurde mit Farbbeuteln beschmissen und mein Kameramann wurde auf den Balkan geschickt. Wir fanden Ersatz. Aber dann kam der Anruf von der ukrainischen Grenze, dass das 35mm Filmmaterial, das wir bei Swema in der Nähe von Kiew besorgen ließen, nicht nach Russland gelassen wird. Heftigste antiamerikanische Demonstrationen gegen die Natobombadierungen trieben die Moskauer auf die Straßen. Die Band kam trotzdem nach Moskau und wir begannen mit den Dreharbeiten am Kiewer Bahnhof. Das Wetter wurde schlagartig schlecht es schneite im Mai '99. Ein Grund für einige Leute aus meinem russischen Team nicht zu erscheinen. Der Rest kam mehr oder weniger alkoholisiert, um der Kälte zu trotzen. Damit nahmen die Dinge ihren Lauf. Die Musiker machten Bekanntschaft mit den russischen Bräuchen und den russischen Mädchen, verliefen sich in den Moskauer Straßen und Betten. Und wir versuchten unseren Film zu machen. Der ganze Wahnsinn währte zwölf Tage und dauerte fast bis zur letzten Minute. Eine Stunde vor Abflug der Band platzte der Reifen von unserem Bus und wir standen auf dem Autobahnzubringer zum Flughafen.
Im September '99 wollte ich den Film in Moskau schneiden. Dann kam es zu den Sprengstoffanschlägen in Moskau. Es herrschte Ausnahmezustand. Fast jeden Tag wurde ich von der Miliz kontrolliert. Mein Visum lief ab. Im Februar 2000 nahm ich einen zweiten Anlauf. Die Präsidentenwahl stand an und Wolodja mein Cutter schnitt nebenbei noch Wahikampfspots. Mein zweites Visum lief ab und die Botschaft gab keine Verlängerung. Die Videofassung habe ich dann selbst in München fertig geschnitten. Im Januar 2001 war ich wieder auf dem Weg nach Russland, um bei Mosfilm den Negativschnitt fertig zu machen ( bei Außentemperaturen von Minus 25 Grad und Raumtemperaturen von Plus 15 Grad).
Im Februar 2001 Reithalle München : Preview von der Videofassung. Die Band spielte und es kamen um die sechshundert Leute.
Mai '01 Filmfestspiele Cannes : Sergej Luchishin mein Co-Regisseur und ich wurden im Mai nach Cannes zum Filmfestival eingeladen. Sein Kurzfilm Portrait, den ich mitproduziert habe, gewann in der Reihe Cinefondation den ersten Preis. Mein Kameramann Oleg Lukichev war mit seinem Film "Da I ya, I my s toboy in der Reihe "Un certain regard vertreten.
September '01 Belye Stolby bei Moskau : Im Herbst war ich zu einer "Masterclass für junge russische Filmemacher eingeladen. Organisiert wurde es von Goskino, dem staatlichen Verband für russische Filmschaffende und fand statt in einem Erholungsheim des Verbands in Belye Stolby, einem Ort vor Moskau. Der Film sollte dort gezeigt werden. Als wir die Kopie bei Mosfilm abholen holen, hieß es, es gab kein Wasser im Kopierwerk also auch keine Kopie fürs Festival. Irgendwann wurde dann in Moskau die erste Kopie von Taiga Blues fertig und mit deutschen Untertiteln versehen.
Januar 2002 Saarbrücken : Einladung vom Max-Ophüls-Preis-Festival . Taiga Blues wurde dort als "Spielfilmentdeckung in der Reihe Perspektiven junger deutscher Film uraufgeführt.
März '02 Leipzig : der Film wurde eine Woche lang im wiedereröffneten Kino Schaubühne gezeigt.
Mai '02 Cannes : als Vorjahressieger in der Reihe Cinefondation wurde wir als Gäste des Festivals eingeladen
Juni '02 Cluj-Transsilvanien : als einziger deutscher Film wurde Taiga Blues auf das erste internationale Filmfestival in Rumänien, tiff , eingeladen.
Sommer '02 : Umzug nach Berlin-Schöneberg, Dreharbeiten zum Kurzfilm "Der letzte Flug
Herbst/ Winter '02 : Umzug nach Berlin-Mitte, Dreharbeiten in Amsterdam für den Dokumentarfilm "Bernd und Hilla Becher ein Fotografenleben.
März 2003 München : Taiga Blues wird in der Reithalle gezeigt, anschließend Russendisko mit Wladimir Kaminer. Mehr als 700 Besucher kamen.
Juli '03 Moskau : Boris Chlebnikov und Alexej Popogrebski, zwei Mitwirkende in Taiga Blues erhalten mit ihrem Debütfilm Koktebel den Hauptpreis der Jury auf dem Filmfestival in Moskau.
November '03 Thessaloniki : Der Film "The Last Train", an dem Taiga Blues-Kameramann Oleg Lukichev beteiligt war gewinnt den "Goldenen Alexander".